30.01.2010 - Von Leid & Freud Labefestivals zu organisieren..(Rück)blick hinter die Kulissen |
Mahlzeit, liebe Leser! Wir befinden uns im verflixten 7. Labeljahr...der Aberglaube verheißt nichts Gutes und ausgerechnet zum Start dieses im Volksmund vermaledeiten Beziehungsjahres halsen wir uns ein 2 Tages-Megaevent am 12.&13. Februar auf...und das ein Label wie ein Partner vom Aufstehen bis zum Schlafengehen an Deiner Seite steht, will wohl keiner Bezweifeln, oder? Fordern wir also das Schicksal heraus? Das schreit nach einem Blick hinter die Kulissen, der etwas anderen Art...
Doch von Anfang an....seit der Gründung vor 7 Jahren war klar, dass dieses Label auch da draußen präsent und aktiv sein soll und wir uns nicht hinter verschlossenen Türen darauf beschränken, hier Zeugs unter die Leute zu knallen. Eben genauso wie jede Band verdammt nochmal auf einer Bühne stehen sollte, um ihre Songs live zu präsentieren (anstelle peinlich rumzujammern, dass dies zeitlich und bei den Mitgliedern seit Ewigkeiten nicht machbar wäre). Und so begannen wir mit unserem ersten Festival im KKC Essen seinerzeit und haben damit auch gleich so richtig die volle Packung Stress, Ärger und weitere 1000 Dinge kennengelernt, die einem im vorhinein als Veranstalter so das Leben zur Hölle machen. Das waren seinerzeit "NUR" 3 Bands...dafür X-Besuche, Endlosdiskussionen, Überzeugungsarbeit bei Stadt, Studentenkomitee, Polizei, Versicherung und nicht zu vergessen den wundervollen Menschen, bei denen bei Punk & Oi und gewissen Bandnamen die Alarmglocken klingeln und die sofort hübsch anonym entgegenwirken um die Welt zu retten vor der Brut. Am Ende war das Ding ausverkauft, Bombenstimmung, kein Ärger, natürlich keine rechten Umtriebe oder auf der anderen Seite Chaos & Anarchie & Zerstörung und die verschreckten Studenten und Ladenbetreiber an der Uni Essen waren angenehm überrascht. Der Bann war gebrochen. Pöbel & Gesocks durften nach langer Zeit im Ruhrpott mal wieder offiziell auftreten, Verlorene Jungs bei allen Argumenten und Diskussionen leider nicht. Eigentlich wollten wir das Festival deshalb absagen, wenn eine Band nicht auftreten darf. Aber nachdem VJ selber nicht wollten dass unser Konzert ausfällt, organisierten wir als Dankeschön gleich ein Anschluß-Festival im Gegenzug.
Und das in Trier im EXHAUS, ein sehr etablierter Laden mit festen linken Strukturen. Na warum nicht gleich rein in die Höhle des Löwen und "Jetzt erst Recht" dort die Band durchboxen und den unfairen Bann brechen? Müßig zu sagen, dass hier noch mehr Überzeugungsarbeit nötig war, aber diesmal waren wir noch besser vorbereitet und das Ding fand statt. Bovver Boys, Roimungstrupp, Verlorene Jungs & LCN zockten an dem Abend und auch hier fette Party, klasse Erfolg und eine friedfertige Meute, die mit Rechts soviel am Hut hat, wie die Salami mit ner Möhre! Unvergessene Anekdoten mit den Streifenbeamten, die sich mockierten, dass hier"OI" gerufen wir...einem Freund der auf dem (schon kalten) Schwengrill-Rost einpennte, und und und! Aus einem einmaligen Dingen wurde so ein fester Plan jährlich mit unserem Label etwas unter einem Motto zu veranstalten. Als ob wir nicht genug Stress hätten, aber wenn Du am Abend dann da stehst und die volle Hütte siehst...Deine Labelbands auf der Bühne siehst und Leute die dazu feiern und das Ganze honorieren was man tut...dann ist das die Plackerei einfach wert und hier leistet man sich gerne ein Gefühl wie "Stolz". Das bißchen Taschengeld für all die Plackerei, was man sich gönnte...dafür wäre jeder 1 Euro Job rentabler. Glaubt es oder laßt es, denn von Anfang an war klar, dass dies keine weitere Einnahmequelle werden soll, sondern an die Bands & Organisationen geht - Eintrittspreise so niedrig wie möglich sein müssen.
Weitere Events wurden also organisiert. Es folgten die "Verlierer"-DVD-Release Parties im Wild at Heart, Berlin & Bahndamm, Wermelskirchen (fetten Gruß immer wieder an Bombe!). Heutzutage ja schick und etabliert sowas zu machen, zuletzt bei den Broilers. Damals war das noch Neuland und die Ungewissheit, ob Jemand wegen einem Film-Release /Aufführung zu einer Party kommt, war schon groß. Aber auch hier gabs keine langen Gesichter und es hat funktioniert. Ein Kino wäre natürlich geiler, dachte man sich...also im 2001 Kino Hamburg ein Jahr später bei der "3000 Jahre Punk"-Reihe mit Mille von Kreator als "Stargast" den Film dann richtig aufgeführt. Ganz schön trashig...erinner mich noch gut, wie ich mit rotem Kopf vor der Leinwand irgendwas geschwafelt habe und dann schnell hingesetzt...jaja. Aber alles Scheisse außer Hamburg..immer wieder geil!
Was noch fehlte war unser Traum von einer Nightliner-Tour durch die Städte...im Bus mit den Bands unter der Labelflagge durch die Gegend reisen und dort ne Dauerparty (so die naive Vorstellung) veranstalten. Sowas wollten wir auch, so wie "die Großen Labels". Da bin ich ganz ehrlich, auch wenn es dekadent klingt. Die erste Nightliner Tour mit Warfare, Verlorene Jungs & Annex5 wurde mit Hilfe eines Partners organisiert und es wurde viel Lehrgeld bezahlt. War ja Neuland für uns und während wochentags Hamburg oder Hannover eher traurige Abende waren, nirgends ne Werbung zu Sehen war und die Hallen leer...gabs zum Glück in Ulm & Chemnitz ein Happy End mit ausverkauftem Haus. Dennoch, das geht besser und hätten wir uns doch fast die Finger dran verbrannt, muß man im Nachhinein klar sagen. So ein Nightliner ist zwar ne feine Sache, aber wenn Du das extrem teure Ding bezahlen mußt das nur durch die Abendkasse...wird jeder Abend zum Alptraum, wenn die Hütte nicht voll wird...Dafür waren die Aftershowparties IMMER ein Erfolg, hehe!
Deshalb ein Jahr später lieber wieder ein Label-Festival veranstalten. Wieder in unsrer Heimat und das noch in meiner Geburtsstadt Mülheim/Ruhr (da ist Ruhrpott pur, jaja)! Eine Discothek, die früher House/Dance-Music für die Zappelfreunde brachte....war das Ziel, mitten im Vergnügungsviertel "Güterbahnhof", neben dem Ballermann & ner Schicki-Micki Kneipe Freeland! Passen wir doch genau hin mit all den Punks & Skins & RNR´n...dachte man sich. Müßig zu erzählen, dass hier noch viel mehr Stress & Diskutier-Schlappen Aktionen auf uns zu kamen mit besorgten Besitzern, Ordnungsämtern und mal wieder der Politikkeule. So langsam hatte man geschnallt, dass wir kein Bock auf rechtes Gesocks haben und dagegen sind. Deshalb gabs diesmal die Angst vor HOOLIGANS & Schlägern, denn Discipline standen auch auf unserem Plan. Also Holland-Invasion und die Pott-Hool´s würden auch zum Angriff starten, so die Angst der Obrigkeit. Schließlich war ja die RWO-Kapelle Emscherkurve77 auch angesagt...tsts. Und weil wir auch diesmal das Ganze wieder ein Stückchen größer aufziehen wollten, wurde ein 2 Tages-Festival veranstaltet...was das Weltungergangsszenario noch in manchen Hirnen verschärfte. Besoffene, pennende Asoziale in Autos und in Zelten, die am nächsten Tag die Innenstadt verwüsten....klaro doch! Letztendlich fand auch das Teil dann statt und mit über 800 Leuten am Samstag war es saufett! 4 Promille, Verlorene Jungs, Disicpline, Wiens No.1, Towerblocks, Emscherkurve77...4 Stunden an 2 Tagen geschlafen...ein penilciher Disco-Prollbesitzer, der x-mal die Bullen rief, weil er Angst um sein Micky Krause-Konzert an dem Abend hatte und immer was von "Nazis faselte"...bis selbst die Herren in Grün ihn auslachten...denn das gegenteil war der Fall. Während im Ballermann die üblichen Dumm-Schlagerprolls sich wieder um ne toupierte Monika prügelten...gabs bei uns zwar harten Pogo mit harten Jungs...aber keine größeren Zwischenfälle. Ja, so kanns Gehen...
1 Jahr Pause war dann angesagt wegen einem Todesfall in meiner Familie. Dann der nächste Versuch: Eine "Sun of a Bastard" Nightliner Tour 2009 mit Gumbles, Emscherkurve77 & Eastside Boys im Herbst. Schaut Euch die zahlreichen Berichte im Netz dazu an...spricht für sich. Das war"the Spirit of the Sunny Bastard-Family", volle Konzertsääle und Party pur! Genau SO hatten wir uns das immer vorgestellt! Tja und jetzt ist 2010...in knapp 2 Wochen geht unser nächstes Labelfestival über die Bühne...Diesmal in der Turbinenhalle Oberhausen, wo ich in meiner späten Jugend auch oft abhing in den verschiedenen Discotheken, oder beim ersten Rammstein Konzert war. Karneval am 12. und 13. Februar und Pappnasen können gepflegt zu Hause bleiben... Sind wir jetzt größenwahnsinnig? Das Ding gilt es zu knacken. Unvorstellbar und imposant, wenn man das Teil völlig leer besichtigt. 2 Tage, 19 Bands...ein richtig fettes Ding und weil unser Label in den 7 Jahren auch ein bißchen größer und bekannter geworden ist...schöpft man hier auch aus den Vollen beim reichlich vorhandenen Band-Fundus plus Friends.
Hotnkives, Perkele, Stomper98, Pöbel & Gesocks, Emscherkurve77, Gumbles....und und und! Der Stress ist dieses Mal anderer Natur. Was es da alles zu beachten gibt, kann man sich vielleicht denken. Addiert das mal 10...dann paßt es. Alleine bei 19 Bands im vorheinein alles abzustimmen, von Hotel bis Spielzeit, Technik,Werbung, Fressen und Stände...Vorverkauf, Finanzierung und pipapo...Ist schon ne Nummer, glaubt mir! Nicht zu vergessen die unvorhergesehenen Dinge und Sorgen. Jeden Tag was Neues. Hier fehlt noch ein Hotelzimmer, dort kommt es mit dem Gepäck bei den Flügen doch nicht hin. Eine Band hat derzeit ihre kompletten Instrumente in Münster stehen, wo noch niht klar ist, wie man da ran kommt. Die Österreicher von Wiens No.1 kriegen doch keinen Urlaub und müssen absagen. Dafür spielt jetzt 180 Grad, auch ne klasse Band und super Leute. Nicht zu vergessen die CD-Releases, die noch VOR dem Festival draußen sein MÜSSEN. Bei Lost Boyz Army wird es knapp durch gewisse Anpisser mit dem VÖ-Datum. (Aber das ist ne andere Geschichte) Die Scheibe wird an dem Abend wohl zum ersten Mal erhältlich sein und unser Presswerk bringt die Palette direkt zur Halle. Der Batzen Kohle, den man dafür investieren muß auf Risiko hatte ich jedenfalls noch nie Bar in der Hand. Wie oft haben wir in den letzten Wochen uns schon gefragt, warum wir den Scheiss machen...ohje! Trotzdem freu ich mich darauf wie ein Kind und hoffe das Ding wird wieder ein Erfolg. Jetzt kommts wieder auf EUCH an. Auf das die Hütte wieder voll wird und wir alle ne großartige Party feiern können. Die Bands sind geil darauf, wir sind heiß...viele Gäste haben sich angesagt...derzeit ist ne Radio-Liveübertragung über Punkrocker-Radio in Planung....und zig andere Sachen. Festivalstände von Contra, Randale, Bandworm, Nix Gut (Dauergast von unserem Mitveranstalter Punk im Pott-Alex wieder vor Ort)...auch beim Essen gibts Szene und Engagement pur, wenn Willi & Ivo mit ihren Leuten da was auf die Beine stellen...und und und! Alle Infos, Bands, Spielzeiten & vor allem den VORVERKAUF zum Schnapper-Kurs mit Gratis CD findet Ihr unter www.sonofabastard.de !
Wir sehen uns in der Turbinenhalle!!! cheers!
21.12.2009 - Gastbeitrag von Matti, Gumbels! |
Tag die Damen & Herren! Besinnlichkeit könnt ihr woanders haben, den heute gibts voll auf die 12 mit dem Gastkommentar von Mattie - Sänger der Gumbles! (Im Bild links nehmen "Stay Brutal"-Schröder von Berserker)
Gehabt Euch weihnachtlich, cheers sagt das Sunny Bastards Team!
In Zeiten von Mediamarkt, Saturn, H&M, großen bis megagroßen Festivals, Downloadportalen und der multiglobalen Medienwelt frage ich mich hin und wieder, ob es das Punkding eigentlich noch wirklich gibt. „Das Punkding – was ist das eigentlich?“ werdet ihr fragen. Für mich war diese Frage bis Juni dieses Jahres zwar omnipräsent, jedoch nie wirklich bewusst.
Alles fing damit an, dass ich nach 10 Jahren mein erstes Klassentreffen hatte und somit einen Teil meines Lebens zurückholte, den ich bereits für mich abgeschlossen und hinter mir gelassen hatte. Wie ich da so sitze und meinen ehemaligen Klassenkameraden lausche, wird mir immer deutlicher wie unterschiedlich das Leben so laufen kann. Da erinnere ich mich an den Fasching in der Grundschule. Da hat man 6 Indianer, 5 Cowboys, 6 Karatekids und einen Jungen als Prinzessin verkleidet (nein, nicht ich). Aus den Indianern, Cowboys und Karatekids waren im Juni 2009 6 Polizisten, 7 Banker, 2 Ärzte und 1 Hartz4-Empfänger (nein, auch nicht ich) geworden. Vergessen habe ich noch den Herren aus der Werbebranche und das Model. Ratet mal, wer der Herr aus der Werbebranche war.
Als ich nun so da saß und eben erwähntes Model auf mich zukam, war mir aufgrund der Beamtenfülle nicht zum Reden zumute. Alle anderen hatten zuvor schon mehr oder weniger erfolgreich versucht, bei der langbeinigen Dame Eindruck zu schinden. Bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, sprach sie mich an. „Hey guy, how are you?“, da sie ja jetzt in Los Angeles arbeitete und dementsprechend die deutsche Sprache nur noch rudimentär beherrschte. Nach einer halben Stunde Geschwafel ihrerseits kam dann die Frage, auf die ich irgendwie schon die ganze Zeit gewartet hatte. „Unde uwas magst you now? Oh sorry, wie ick sehe magst you immer nock die Punkding!“
Und ab da stellte ich mir die Frage: „Was ist das Punkding?“
Ist es die Musik, so wohl alten als auch neuen Punkrock, den man auch nach 15 Jahren noch hört. Sind es die Konzerte die man, zwar nicht mehr so häufig, aber dennoch besucht. Ist es das Reihenhaus, die 2 Kinder und die Frau, welche man vor einigen Jahren geheiratet hat?
Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen und festgestellt, dass das „Punkding“ von alledem etwas ist, was mich seit jeher begleitet und immer begleiten wird. Es ist definitiv nicht Polizist in Berlin oder Banker in Frankfurt. Auch ist es nicht Model in Los Äääänjeläß und erst recht nicht Werbefuzzi in Hamburg.
Punk ist meins und geht euch einen Scheißdreck an. Aber nun schaue ich mich nochmal um und entdecke, dass mein Punkding sich verändert hat. Wahrscheinlich sagt das jede Generation, aber diesmal stimmt es wirklich. Was ist aus meiner Rebellion geworden? Da haben die Polizisten, Banker und Kackmodels mich letztendlich doch zum Nachdenken gebracht.
Ist es noch Punk, wenn man auf Konzerten nicht mehr „Scheiße“ oder „Ficken“ sagen darf, ohne dass man es am nächsten Tag im Internet zu lesen bekommt? Ist es noch Punk, wenn man sich gegen Nazis stellt und trotzdem als rechts eingestuft wird, weil man nicht „szenekonform“, einheitlich und extrem denken kann und will? Ist es noch Punk, wenn man ständig mit Poserwerbescheisse von allen möglichen Bands zugekackt wird? Ist es noch Punk, wenn man sich ständig vor der ortsansässigen Antifastasi duckt und gängeln lässt? Ist es noch Punk, wenn man sich für jeden persönlichen Fehltritt tausendmal entschuldigt und in Zukunft nur noch damit beschäftigt ist, Fehltritte um jeden Preis zu vermeiden?
Was ist also das Punkding? Die Banker, Bullen und Models sind es mit Sicherheit nicht, aber bist du es?
Ich für meinen Teil werde jetzt die Rollläden meines Reihenhauses runterlassen, die Kinder ins Bett bringen, genüsslich „Tage deiner Jungend“ von Stomper98 hören und weiterhin MEIN Punkding machen. (Mattie, Gumbles)
20.06.2009 - Sommerputz, denn im Frühjahr räumen nur Spießer auf...unser 2. Halbjahr steht! |